Meine Datenbank – ein Regal in Asche
von Felix Zintel
„Die Zerlegbarkeit in einzelne Bauteile begünstigt außerdem den Transport und vereinfacht die Reparatur oder das Auswechseln bei Beschädigungen“
Die vergangenen Jahre hat mich insbesondere das Selbststudium zu diversen Themengebieten beschäftigt, zum Beispiel zum Thema Holzbau, Architektur und ökologischer Gemüseanbau. Und im Rahmen eines Architekturstudiums habe ich mich mit dem Modellbau auseinandergesetzt. Dadurch bin ich heut im Besitz zahlreicher Bücher und Architektur-Modelle.
Zudem vollzog ich in der Vergangenheit einige Umzüge und konnte nicht immer Bücher und Möbel mitnehmen, da der Platz in der Wohnung und zum Transport begrenzt war. Daher besteht der Wunsch zum Bau eines Stauraummöbels, welches einen adäquaten Ort zur Aufbewahrung bietet und sich für einen besseren Transport in einzelne Bauteile zerlegen lässt. Das Möbel soll neben offenen Regalböden auch einen geschlossenen Korpus umfassen.
Das Möbel ist in einer Stollenbauweise geplant und wird 1740 x 1200 x 420 mm (Höhe x Breite x Tiefe) groß. Vier Stollen, zehn Querzargen und fünf Böden bilden hierbei die Grundkonstruktion. Ein niedriger Korpus bietet zusätzliche Steifigkeit. Ich verzichte auf klassische Verbindungsmittel wie Rund- oder Flachdübel und nutze
stattdessen konstruktive Verbindungen.
Für die Stollen sind 30 mm dicke Rundstäbe vorgesehen. Auch die Querzargen werden massiv ausgeführt. Auf separate Längszargen verzichte ich, da die Böden als Rechteckschale mit breitem Querschnitt ausgeführt werden. Das heißt, ich nutze die plastische Formbarkeit des Holzes und integriere die Längszargen mittels einer Formverleimung in den Böden. Dadurch entsteht eine statische Höhe, welche ein Durchbiegen des Bodens bei Last verhindert bzw. beschränkt und nutze so gezielt die natürliche Anisotropie des Holzes aus. Zudem ist durch diese Konstruktion eine geringe Bauteildicke möglich.
Um ein zerlegbares Möbel zu erhalten, bei welchem auch einzelne Querzargen und Böden aus der Konstruktion herauszulösen sind, ohne dass das gesamte Werkstück abgebaut werden muss, werden die Zargen senkrecht nach oben aus ihren Auflagern genommen.
Bei den Auflagern handelt es sich um Konsolen, welche in regelmäßigen Abständen in den Stollen integriert sind. Die Verbindung der Konsole und Querzarge orientiert sich am heutigen Holzbau: Einhängezapfen bieten eine vorteilhafte Montage von beispielsweise Dachstühlen, hierbei wird auf zusätzliche Bauteile wie Metallwinkel
verzichtet. Übertragen auf das Möbelstück bedeutet dies, die Stirnenden der Zargen besitzen eine zweiseitige Gratfeder und die Konsole weist das Gegenstück auf: eine Gratnut. Neben der Funktion der lösbaren Verbindung wird so ein fester Zusammenhalt der Stollen erzeugt und ein Auflager für die Regalböden entsteht.
Um dem beschriebenen Gerüst eine zusätzliche Standhaftigkeit zu geben, wird ein Korpus integriert. Während Boden und Oberboden des Korpusses bereits durch die formverleimten Böden vorhanden sind, werden noch zwei Außenseiten, zwei Mittelseiten sowie eine formverleimte Rückwand ergänzt. Die Korpusseiten und die Rückwand sorgen für eine weitere Aussteifung. In der Möbelfront ergibt sich eine Dreiteilung. Rechts und links sind einschlagende Drehtüren vorgesehen. Mittig befinden sich drei Schubkästen aus Massivholz. Die weiteren Korpusteile bestehen aus selbsthergestellter Furniersperrholzplatte.
Für den Aufbau des Korpusses wird zunächst das Regal errichtet und der Unterboden in der gewünschten Höhe eingesetzt. Auf diesen werden Korpus- und Mittelseiten sowie Rückwand gestellt. Hier erfolgt der Verbund durch eine abgewandelte Schlitz- und Zapfenverbindung. Die vertikalen Bauteile besitzen niedrige Zapfen, welche in Nuten bzw. schmale Ausschnitte der horizontalen Werkstücke gesteckt werden. Anschließend erfolgt der Einsatz von zwei Querzargen auf die Seiten. Eine Zinkleiste ermöglicht den Einbau der Türen. Dann werden die Schubkästen eingesetzt. Diese sind mit Holzvollauszügen geführt. Da es sich hier um eine lösbare Konstruktion
handelt und dünne, flächige Bauteile nur punktuell miteinander verbunden werden, erfolgt dies mit einer geringen Schattenfuge, um auf etwaige Bauteiltoleranzen zu reagieren.
Die Türen werden mittels eines Bandes geführt. Dieses ist als Rundstab in Messing ausgeführt, welcher rückseitig bis zur Hälfte des Stabes über eine Hohlkehle in die Tür eingelassen ist. Da die Türen zum Teil hinter den Stollen stehen, wird die Position des Bandes einige Zentimeter nach innen gerückt, um so den Drehpunkt der Tür
zu verschieben. Nun besitzen diese einen Öffnungswinkel von 90 Grad. Vorderseitig werden die Messingstäbe sichtbar durch je zwei Rändelschrauben befestigt. Für diese Befestigung sind Gewindebohrungen in den Stäben vorgesehen. Durch einen Überstand der Stäbe nach oben sowie unten ist eine Aufnahme im Korpus möglich.
Die Aufnahmen sind ebenfalls aus Messing hergestellt und jeweils unten im Boden und Oben in der Zinkleiste eingesetzt.
Für die Formverleimung der Regalböden verwende ich Eschen-Furnier in 0,9 mm Dicke. Dieses habe ich vom örtlichen Furnierhändler als B-Ware bezogen. B-Ware ist es unter anderem aufgrund vereinzelter Einläufe. Es handelt sich um farbliche Veränderungen an den Stammenden, wenn sie lange Zeit zu trocken lagerten. In der Regel wird das entsprechend produzierte Furnier als wertmindernd deklariert. Da die Formverleimung aus insgesamt fünf Furnierschichten hergestellt wird, kann das verfärbte Furnier unter anderem in den Mittellagen verwendet werden. Die Verleimung der Schichten erfolgt zudem kreuzweise, um ein maß- und formstabiles Werkstück zu erhalten.
Die Formverleimung wird mit einem sehr geringen Innenradius von 16 mm hergestellt. Um diesen engen Biegeradius bruchfrei zu erzeugen, wird das Furnier vorgeformt. Dies erfolgt, indem es zunächst mit einem Schwamm beidseitig befeuchtet wird, jedoch nur im biegebeanspruchten Bereich. Anschließend wird das Furnier ohne Leim gebogen und zum Trocknen in der Form belassen.
Für die Bauteile des Korpusses aus selbst hergestelltem Furniersperrholz wird auch das Eschenfurnier verwendet. Besonders die verfärbten Bereiche des Furniers sollen dabei nun aber als Deckschichten und mittels Spiegeln und Schieben als ein gestalterisches Mittel verwendet werden.
Die Stollen, Querzargen und Schubkastenteile sind in Esche massiv geplant. Das Massivholz erhielt ich bei einem lokalen Sägewerk als Kleinstmenge. Es besitzt einen braunen Kern und wird zusammen mit dem Furnier bereits seit einigen Monaten bei Wohnraumklima gelagert.
Der konstruktive Einsatz der Formverleimung als Regalböden erzeugt ein statisches Bauteil, welches den Materialeinsatz nachhaltig reduziert. Durch die Verwendung von lösbaren Verbindungen lässt sich der Korpus beliebig im Möbelstück positionieren. Die Zerlegbarkeit in einzelne Bauteile begünstigt außerdem den Transport und vereinfacht die Reparatur oder das Auswechseln bei Beschädigungen.
Mit diesen Maßnahmen und dem besonderen Hervorheben des „Holzfehlers“ im Furnier möchte ich auf einen bewussteren Umgang mit der Ressource Holz hinweisen und aufzeigen, dass mit der Reduzierung der Formsprache und der konstruktiven Ausarbeitung der Details ein zeitloses Möbel im Stil des Bauhauses entsteht, welches mich hoffentlich überdauert.




