Cubeless

von Max Bieber

Kleine Möbel sind nicht gleich einfache Möbel, da es dort besonders auf die Genauigkeit ankommt.

Welche Materialien hast du für dein Meisterstück verwendet und warum hast du sie dir ausgesucht?
Das Stück besteht aus Roseneichenfurnier, massiver, geräucherter Eiche und Messing. Für Eiche habe ich mich entschieden, da sie bei mir in der Familie eine wichtige Rolle spielt und das Messing einen sehr schönen Kontrast zu dieser Holzart bietet.

Welches Element wolltest du unbedingt in dem Meisterstück unterbringen?
Formverleimung und Furnierarbeit.

Was war deine größte Herausforderung beim Anfertigen des Meisterstücks?
Definitiv die Formverleimung. Das ganze Möbel steht und fällt mit einer Klappe und einem Korpus die perfekt aufeinander passen. Beide Formverleimungen haben stark gearbeitet und sich teilweise zurückgestellt, was das Anpassen beider Teile erschwert hat

Um was für ein Möbel handelt es sich?
Schatulle.

Auf welches Detail deines Meisterstücks bist du besonders stolz?
Die Größe. Kleine Möbel sind nicht gleich einfache Möbel, da es dort besonders auf die Genauigkeit ankommt. Beispielsweise bei den Kulissenauszügen habe ich gemerkt, dass schon ein Zehntel Millimeter Abweichung die Gangbarkeit enorm beeinflusst. Auch bei den Spaltmaßen fällt ein Millimeter natürlich viel mehr auf als bei einem großen Schrank. Es ist mir nicht überall gelungen, es perfekt abzuschließen, aber angesichts der Probleme, die sich mir auf dem Weg eröffnet haben, bin ich sehr zufrieden mit dem Endergebnis.

Warum hast du dich entschieden, genau dieses Meisterstück zu bauen?
Ich wollte meine handwerklichen Fähigkeiten auf die Probe stellen und etwas feines, filigranes erschaffen.

Der Bau des Meisterstückes ist etwas Einzigartiges und ganz Besonderes im Werdegang eines Tischlers. Die in den vergangenen Jahren gesammelten Erfahrungen und Inspirationen verschmelzen mit eigenen Ideen, aus denen am Ende ein Unikat entsteht. So stellt sich auch mir die Aufgabe, Altes mit Modernem zu verbinden, bereits Gelerntes mit frischem Wissen zu vereinen und mich selbst herauszufordern mit Techniken, die mir neu sind.

Ich habe mich dafür entschieden, ein Aufbewahrungsmöbel zu entwerfen, angelehnt an Schatullen aus fast jeder Epoche. Da der Alltag heutzutage immer schnelllebiger wird und sich in konstantem Wandel befindet, entstand die Idee ein Möbel zu bauen, das täglich zum Einsatz kommt, um die kleinen Dinge im Leben unterzubringen. Es sollte vielseitig einsetzbar sein, um den verschiedensten Ansprüchen, die einem begegnen, nachzukommen; ein Organizer auf dem Schreibtisch, eine Schmuckschatulle im Ankleidezimmer oder ein Schlüsselkästchen an der Eingangstür. Ein Blickfang, der an den unterschiedlichsten Orten zur Geltung kommt und in verschiedensten Lebensräumen einen Zweck erfüllen kann. Der Wunsch kam auf, etwas Zeitloses zu erschaffen, das mich, und spätere Generationen, in jeder Lebenslage begleitet, einfach zu transportieren ist und dennoch mit seinem Design und seiner Funktionalität überzeugt. Eine Schatulle, die durch ihre feine Verarbeitung hervorsteht und mit ihrem schlichten, dennoch einzigartigen Design den Raum einnimmt.

Das Hauptaugenmerk liegt auf dem formverleimten Korpus, der aus 23 Schichten Furnier in die passende Form eines abgerundeten, fast vollständigen, Würfels gepresst wird. Daher leitet sich auch der Name „Cubeless“ ab. Die Außenmaße für den Entwurf der Schatulle betragen 208 mm Höhe, 250 mm Breite und 250 mm Tiefe.

Auf der Vorderseite ist mittig ein sichtbarer Federdruckverschluss eingelassen, der das obere Drittel nach hinten aufklappen lässt. Diese Klappe ist mit zwei geraden Bändern – mit 95° Innenstop – an der Korpushinterseite verbunden. In geöffnetem Zustand offenbart sich die Oberseite des Mittelbodens und somit Stauraum für beispielsweise Portemonnaie oder Schlüssel.

Von beiden Seiten ist der Korpus sichtbar gedrittelt, wobei die obere Front mit einer Fremdfeder fest mit dem Mittelboden verbunden ist. Die zwei unteren Fronten verbergen jeweils zwei Schubkästen, wovon die Oberen klassisch gezinkte Schubkästen mit einem eingenuteten Boden sind. Die unteren beiden – um den Platz im Korpus optimal auszunutzen – sind ebenfalls formverleimt und schmiegen sich dem Innenradius des Korpus an.

All diese werden auf selbst angefertigten Kulissenauszügen geführt, welche so konzipiert sind, dass sie problemlos dem Korpus entnommen werden können. Als Griff für die Fronten dient eine Messingplatte, die bündig mit der Vorderkante in einer Nut eingelassen wird. Die Nut selbst, liegt in einer Hohlkehle, welche mittig auf der Front gefräst ist. Somit ragen die Griffe nicht über die Fronten heraus, es besteht trotzdem die Möglichkeit, die Schublade zu öffnen.

Abschließend werden zwei von mir, ebenfalls aus Messing, angefertigte Füße der Breite nach in die Rundung eingelassen, um das Kästchen vom Untergrund abzuheben. Das Zusammenspiel von Eiche und Messing wird somit noch mehr hervorgehoben.

Bei der Holzauswahl habe ich mich ebenfalls an Schatullen aus vergangenen Epochen orientiert und mich für edles Roseneichenfurnier entschieden. Weg von der, in der heutigen Zeit so beliebten Eiche rustikal, will ich zeigen, dass Eiche mehr kann und auch bei sehr feinen Möbeln ihre Daseinsberechtigung hat. Auch will ich das Splintholz, was sonst, aufgrund seiner mangelnden Dauerhaftigkeit, entfernt wird, akzentuieren. Aus dem Grund besteht die Deckschicht der Formverleimung aus zwei zueinander gespiegelten Furnierblättern, welche den Splint so umrahmen. Die Schubkästen und der Mittelboden bestehen ebenfalls aus Eiche. Die Fronten werden per Hand profiliert, um die Haptik etwas hervorzuheben.

Zu guter Letzt wird die Oberfläche mit einem Hartöl behandelt, zum einen um die natürliche Struktur und Maserung zu untermalen und hervorzuheben, zum anderen um eine belastbare Schutzschicht zu erzeugen, die der täglichen Beanspruchung standhält und ohne große Probleme nachgearbeitet werden kann.

An dieser Stelle möchte ich mich noch ganz herzlich bedanken bei Eckhardt Klinksiek von Holzbau & Möbeldesign, der sich bereit erklärt hat, mir für diese besondere Zeit seine Werkstatt zur Verfügung zu stellen.

Auch meiner Familie und Freunden bin ich dankbar für die, vor allem mentale Unterstützung in den letzten Monaten.

Meisterheft von Maximilian Bieber 2
Meisterheft von Maximilian Bieber 1

Das Meisterheft entsteht in Zusammenarbeit mit:
Juan Molina Foodphotography

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